![]() Sehen heißt Licht empfinden. Folgen wir also dem Weg des Lichts vom Auge in das Innere des Menschen bis zu dem Ergebnis, das wir Sehen nennen. Definition, Rechtschreibung, Synonyme und Grammatik von 'wegen' auf Duden online nachschlagen. Wörterbuch der deutschen Sprache. Einander in die Augen schauen. Wenn jemand dir zuruft, dann schaue nicht weg, als ob du gerade aus einem langweiligen Gespräch gerettet würdest. USA: 20-Jährige Riss Sich Im Drogenrausch Die Augen AusErst vor kurzem war ihr Name noch einmal in den Schlagzeilen: Amanda Knox wurde Ende März in letzter Instanz von dem Vorwurf freigesprochen, sie habe im November 2007 gemeinsam mit Raffaele Sollecito ihre Mitbewohnerin Meredith Kercher ermordet. Das Urteil war der Schlusspunkt eines jahrelangen Hin und Hers von Schuld- und Freisprüchen – und ließ erneut viele Fragen offen. ![]() Mindestens ebenso spektakulär wie die blutige Tat selbst ist der Medienhype um den Fall. Die attraktive US-amerikanische Studentin wurde wahlweise zum dämonischen »Engel mit Eisaugen« oder zur verfolgten Unschuld vom Lande stilisiert, war mal drogensüchtiger Sex-Maniac, mal Opfer einer Verschwörung. Ganze PR-Kampagnen wurden für und wider sie lanciert, zahlreiche Filme und Bücher veröffentlicht, darunter eines von ihr selbst. ![]() ![]() Schöne Sachen, So Weit Das Auge Reicht![]() Fakten wie Indizien verschwammen im immer dichteren Nebel der Meinungen. © Concorde Die Konstruktion von »Wahrheit« durchs Geschichtenerzählen rückt Michael Winterbottom ins Zentrum seines Films. So muss er all jene enttäuschen, die entweder eine nüchterne Rekonstruktion des Falls oder einen »richtigen« Thriller erwarten. Die Augen des Engels hält sich zwar trotz geänderter Namen und Verlegung des Schauplatzes von Perugia nach Siena äußerlich eng an den Mordfall, befragt aber vor allem die Mechanismen von Verzerrung und Projektion. Der Film will eine selbstreflexive Metafiktion zu all den Fiktionen um das Opfer Meredith Kercher, vor allem aber um die Verdächtige Amanda Knox sein. Winterbottom tappt gleichsam im Nebel und sucht in flüchtigen Bildern nach Anhaltspunkten – doch er weiß das und stellt die eigene Suche infrage. Die Ungreifbarkeit, ja Nichtexistenz der einen Wahrheit ist sein eigentlicher Fixpunkt. © Concorde So spielt Daniel Brühl im Film den Filmemacher Thomas Lang, der in dem Mordfall einen packenden Stoff für sein nächstes Projekt wittert und zur Recherche nach Siena reist. Dort trifft er die Journalistin Simone Ford (Kate Beckinsale), von Anfang an Beobachterin der Ermittlungen. Sie führt ihn in den Kreis jener Reporter ein, die sich dort dauerhaft für den Prozess eingerichtet haben und so etwas wie eine Subkultur bilden. Deren Jagd nach den deftigsten Schlagzeilen macht sie nicht unbedingt zur angenehmsten Gesellschaft für den nachdenklichen Thomas. Er wühlt sich immer tiefer in den an Widersprüchen reichen Fall und droht sich in seinen eigenen Projektionen zu verlieren. Persönlicher Verlust macht ihn zusätzlich verletzlich: Er ist von seiner Frau für einen anderen Mann verlassen worden, der Kontakt zu seiner kleinen Tochter besteht aus immer wieder abbrechenden Skype-Gesprächen. Die Begegnung mit einem sinistren italienischen Blogger, der behauptet, die Wahrheit zu kennen, verwirrt Thomas nur noch mehr. Bald suchen düstere Träume und Visionen den Zweifler heim – inszeniert in beunruhigend fragmentierten, den Tatort umspielenden Sequenzen. © Concorde Winterbottom stilisiert das nächtliche Siena zu einer Metapher für das Labyrinth aus Indizien. Zu Noir-Motivik und Stilmitteln des Mystery-Thrillers zieht er noch eine weitere Ebene ein: Dantes »Göttliche Komödie« und die Biografie des Dichters werden nicht nur zitiert, sie strukturieren untergründig den Film, was stellenweise prätentiös wirkt.
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April 2019
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